Kastration – ein schwieriges Thema

Vor- und Nachteile gründlich abwägen

Damit Hunde und Katzen sich nicht unkontrolliert vermehren werden sie kastriert. Doch nicht in allen Fällen ist der Eingriff sinnvoll. Halter sollten sich vor der Operation deshalb vom Tierarzt des Vertrauens beraten lassen.

Es ist eine dieser Fragen, die sich wohl jeder Hunde- und Katzenhalter stellt: Soll ich mein Tier kastrieren lassen oder nicht?

Während die einen sich strikt gegen jeden Eingriff wehren, fackeln andere nicht lange und lassen den Eingriff schon früh vornehmen. Vor der Entscheidung sollten Besitzer sich allerdings gut über die Vor- und Nachteile informieren.

Die Kastration ist ein operativer Eingriff, bei dem die Keimdrüsen der Tiere entfernt werden. Bei männlichen Tieren betrifft das die Hoden und bei den weiblichen die Eierstöcke.

Nach dem deutschen Tierschutzgesetz ist es nicht erlaubt, dem Tier Schmerzen und Leid zuzufügen. Deshalb ist die Entnahme von Körperteilen eingeschränkt und darf nur erfolgen, wenn sie medizinisches notwendig ist.

Bei Katzen ist eine Kastration generell ratsam. Das Risiko bei der OP ist gering und es treten danach kaum Probleme auf. Bei Freigängern sprechen auch Tierschutzgründe dafür: Freigänger sollten kastriert werden, weil sie sich sonst extrem vermehren. Es gibt bei uns viele verwilderte Katzen und das ist ein Pool für Krankheiten. In vielen Gemeinden ist die Kastration für Freigänger daher inzwischen verpflichtend.

Die Kastration bei Hauskatzen dient dagegen vor allem dazu, gesundheitlichen Störungen vorzubeugen. Bei Weibchen kann damit das Risiko von Entzündungen und Vereiterungen der Gebärmutter bis zur Dauerrolligkeit, einer krankhafte Veränderung des Eierstocks, extrem gesenkt werden. Bei Katern, die geschlechtsreif werden und ihrem Trieb nicht nachgehen können, könnte es sein, dass sie ihr Revier markieren und selbst gegenüber dem Halter aggressiv werden. Am besten ist es daher, Männchen und Weibchen vor der Geschlechtsreife zu kastrieren.

Auch Hunde werden inzwischen häufig kastriert. Anders als bei Katzen gibt es neben den Vorteilen auch zahlreiche Nachteile.  Zwar ist eine Kastration manchmal richtig und wichtig, abgesehen von einigen medizinischen Indikationen spricht jedoch nicht viel dafür.

Für die Gesundheitsvorsorge ist die Kastration durchaus wichtig. Wenn sehr früh kastriert wird, dann geht das Risiko fast gegen null, dass Hündinnen Tumore an den Gesäugeleisten bekommen, während kastrierte Rüden ein geringes Risiko für Tumore an der Prostata und der Analdrüse und für hormonell bedingte Vorhautentzündungen haben. Durch das Entfernen der Hoden kann auch kein Hodenkrebs mehr auftreten.

Darüber hinaus werden unkastrierte Hunde oftmals von Hundepensionen und Hundetagesstätten abgelehnt, da diese oft Unruhe in eine Gruppe bringen. Sollten die Hundepensionen doch unkastrierte Tiere aufnehmen, müssen diese meist einen höheren Preis zahlen, da die Hunde meist allein untergebracht werden müssen (z.B. eine läufige Hündin).

Bei uns ist jeder Hund willkommen, egal welche Rasse, welchen Alters, welche Sozialisierung oder ob kastriert oder nicht. Auch zahlt bei uns jeder dasselbe. Ob Einzelhütte oder Hunde-WG, der Preis bleibt immer derselbe!

Doch neben den Vorteilen, die dieser Eingriff mit sich bringt, gibt es auch einige Nachteile, die ebenfalls berücksichtigt werden müssen. Deshalb sollte die Entscheidung für oder gegen die Operation für jedes Tier gemeinsam mit dem Tierarzt getroffen werden.

Hunde können stark zunehmen, wenn sie mit derselben Menge wie vor dem Eingriff gefüttert werden, da sie bis zu einem Drittel weniger Nahrung brauchen. Bei mittelgroßen und großen Hündinnen könnte zudem auch eine Inkontinenz auftreten. Bei Rüden verändert sich durch eine Kastration außerdem der Geruch, was eventuell einen deutlichen Reiz auf andere Rüden ausüben könnte. Dadurch könnte er sich von anderen Geschlechtsgenossen belästigt fühlen und aggressiv werden.

Es wird aber nicht nur wegen medizinischer Gründe, sondern auch aufgrund von Verhaltensauffälligkeiten kastriert. Dann muss allerdings eindeutig feststehen, dass das Verhalten auf die Wirkung des Testosterons zurückzuführen ist. Sonst ändert sich durch den Eingriff nichts. Bei der Kastration wird ja schließlich nicht das Gehirn mit all den bisherigen Lernerfahrungen des Tieres herausgeschnitten. Wenn die Verhaltensauffälligkeiten nicht durch Testosteron entstanden sind, könnt es passieren, dass sie sich nach der Kastration sogar noch verstärken. Zudem ist eine Kastration in keinem Fall ein Erziehungsersatz und man kann nicht erwarten, dass alle Probleme dadurch gelöst sind.

War ein weiblicher Fötus in der Gebärmutter vorwiegend von männlichen Föten umgeben, kann bei Hündinnen das Problem der sogenannten Androgenisierung, einer hormonell bedingten Vermännlichung, auftreten. In diesem Fall kann es sein, dass Hündinnen noch vor der ersten Läufigkeit mit aggressiven Verhalten auffallen. Dann sollten sie nicht kastriert werden, weil der Körper nach der Kastration deutlich weniger weibliche Sexualhormone produziert. Wissenschaftlich belegt ist diese Verhaltensveränderung durch eine Androgenisierung allerdings nicht.

Eine Kastration kann aber auch zu einer Persönlichkeitsveränderung führen. Häufig klagen Hundebesitzer, dass die Tiere nach der Kastration träge und müde werden. Zudem besteht ein Restrisiko, dass sich die Persönlichkeit komplett verändert – dies passiert aber nur sehr selten.

Der richtige Zeitpunkt: Wann ist der?

Der Zeitpunkt für die Kastration bei Hunden ist sehr wichtig. Wenn sie vor der Pupertät des Hundes durchgeführt und noch vor der Entwicklungsphase eingegriffen wird, kann es passieren, dass der Hund ein Leben lang ein Kindskopf bleibt. Er würde sein unreifes Verhalten nicht ablegen und die Verspieltheit, sowie die Unbeständigkeit könnten bleiben.